Vögel am Ammersee
Der schöne Ammersee liegt etwa 40 km südwestlich von München und ist nach dem Chiemsee und dem Starnberger See mit einer Länge von 15 km und einer Breite von 5 km der drittgrößte See Bayerns. Der Ammersee hat eine Fläche von rund 47 Quadratkilometern und eine maximale Tiefe von etwa 80 Metern.
Touristen und Großstädter treibt es vor allem im Sommer in großer Zahl an den Ammersee. Der See und die unmittelbare Umgebung sind für Radfahrer, Wanderer, Wassersportler und Badegäste ein beliebtes Ausflugsziel. Sogar im Winter findet man hartgesottene Mitmenschen, die sich bei Eiseskälte spärlich bis garnicht bekleidet in den See stürzen. Aber auch für Vogelbeobachter ist das Ammerseegebiet ein interessantes Ausflugsziel.
Der Ammersee ist ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet für tausende von Wasservögel. Zu den Zugzeiten und im Winter lassen sich hier viele verschiedene Arten beobachten, die im Sommer bei uns nicht zu finden sind. Auch eher seltene Gäste wie der Zwergsäger besuchen den Ammersee manchmal im Winter.
Weitere Arten, die man nicht jeden Tag bei uns in Bayern zu Gesicht bekommt sind
Sterntaucher, Samtenten und die schönen Singschwäne.
Singschwäne sind in etwa so groß wie Höckerschwäne und sehen diesen auf den ersten Blick recht ähnlich. Man kann die beiden Arten anhand ihrer Schnabelfarbe aber gut unterscheiden. Der Singschwan hat im Gegensatz zum Höckeschwan einen gelb-schwarzen Schnabel ohne Höcker. Schwieriger wird die Unterscheidung zwischen Singschwan und Zwergschwan. Der Zwergschwan ist zwar kleiner als der Singschwan, allerdings hat auch er einen gelb-schwarzen Schnabel.
Gebrütet wird vor allem in Skandinavien und Russland. Es gibt mittlerweile allerdings auch an ein paar Orten in Deutschland Brutvorkommen. Den Winter verbringt der Singschwan für gewöhnlich an Ost- und Nordseeküste sowie an großen Binnengewässern Norddeutschlands, aber auch in Großbritannien und am östlichen Mittelmeer. So manches Exemplar findet sich im Winter sogar bei uns in Bayern ein.
Das Südende des Ammersees ist für Vogelbeobachter besonders interessant. Zwischen Dießen im Westen und Aidenried am östlichen Ufer liegt das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Ammersee-Südufer". Das ca. 603 ha große Gebiet wurde im Jahr 1979 unter Naturschutz gestellt.
Für eine Vogelbeobachtungstour eignen sich mehrere Ausganspunkte. Ich starte meistens am Erholungsgebiet Wartaweil kurz vor Aidenried. Folgt man der Straße am Ostufer des Sees aus Norden kommend erreicht man kurz nach dem Jugend- und Naturschutzzentrum beim Schlößchen Wartaweil einen kleinen Parkplatz auf der rechten Seite.
Mit Gummistiefeln und Fernglas bewaffnet geht es dann vom Parkplatz aus direkt runter an das Seeufer. Hier habe ich schon sehr schöne Beobachtungen machen können. Zum Beispiel konnte ich eine kleine Gruppe Samtenten dort sichten und an der gleichen Stelle hat sich auch ein Prachttaucher sehen lassen. Leider waren sowohl Samtenten als auch Prachttaucher nur aus großer Entfernung zu beobachten.
Pachttaucher haben ihre Brutgebiete in Skandinavien, Schottland, im Baltikum und dem nördlichen Russland bis Alaska. Daher kann man diese interessanten Vögel nur im Winter bei uns beobachten.
Neben den seltenen Arten wie Samtente und Prachttaucher kann man an dieser Stelle des Sees manchmal Kormorane ausfindig machen, die am Ammersee relativ häufig vorkommen. Man sollte nicht nur die Wasserfläche nach ihnen absuchen, auch der Luftraum sollte im Auge behalten werden.
Auch Eisvögel habe ich an diesem Uferabschnitt schon gesehen. Allerdins sind diese schönen Vögel ziemlich schreckhaft, so daß es meistens viel Geduld und Glück braucht, bis man ein Exemplar vors Spektiv bzw. die Kamera bekommt. Manchmal flitzen sie schnell im Tiefflug über dem Wasser entlang. Sind viele Spaziergänger am See unterwegs, lassen sie sich allerdings meistens nicht blicken.
Durch ihr schönes blau-oranges Federkleid sind sie unverwechselbar. Eisvögel sind etwa 16 bis 18 cm groß und wiegen um die 35 bis 40 Gramm. Nicht viel größer als ein Spatz, aber eine sehr auffällige Erscheinung
Geht man am Ufer entlang in Richtung Süden sollte man auch unbedingt den Kieselstrand genauer unter die Lupe nehmen. Zwischen den Steinen tummeln sich manchmal interessante Vögel, die durch ihr unscheinbares Federkleid kaum auffallen. Achtet man nicht auf sie, sieht man sie erst, wenn sie auffliegen und das Weite suchen. Ein Beispiel ist der Wiesenpieper, den ich fast übersehen hätte. Er suchte im flachen Wasser nach Essbarem und war dabei fast unsichtbar.
(Wiesenpieper)
In den Sträuchern und Bäumen am Ufer ist natürlich auch so manches Schätzchen zu finden. Vor allem im Winter kann man kleine Singvögelchen zwischen den kahlen Ästen ausfindig machen. Besonders niedlich sind die winzigen Wintergoldhähnchen. Wintergoldhähnchen sind mit ihren etwa 8 bis 9 cm die kleinsten Vögel, die man in Europa beobachten kann. Sie machen manchmal durch ihr leises Gezwitscher auf sich aufmerkasam, allerdings sind sie wegen ihrer "Größe" oft nicht so leicht zu finden. Man sollte einfach stehen bleiben, wenn man sie hört und einige Zeit die umliegenden Bäume und Büsche nach ihnen absuchen. Meistens taucht schon bald eines der kleinen Vögelchen auf.
Kann man sich von den Vögelchen in den Bäumen lösen und geht noch ein Stück weiter, erreicht man nach einiger Zeit einen Steg, der recht weit in den See hinein reicht. Von dort aus kann man ebenfalls oft schöne Beobachtungen machen. Zum Beispiel lassen sich hier gerne Kormorane, Blässhühner, Schellenten, Höckerschwäne, Stockenten und Gänsesäger sehen.
Weitere Vogelarten am Ammersee sind zum Beispiel Zwergtaucher, Ohrentaucher, Schwarzhalstaucher, Haubentaucher, Sterntaucher, Bergente, Reiherente, Tafelente, Krickente, Löffelente, Pfeifente, Kolbenente und Schnatterente.
Natürlich sind auch verschiedene Gänsearten am Ammersee zu beobachten. Man findet sie nicht nur direkt auf dem Wasser, denn sie halten sich manchmal auch auf den Wiesen und Feldern in der Umgebung des Sees auf. Häufige Arten sind Graugänse und Kanadagänse. Zu den seltenen Vertretern der Gänse gehören Rostgänse, Nilgänse, Blässgänse und Saatgänse.
Direkt am Seeufer bei Aidenried wurde für Naturbeobachter im Frühjahr 2021 ein Beobachtungsturm aufgestellt, der frei zugänglich ist. Vom Parkplatz bei Wartaweil bis zum Beobachtungsturm geht man etwa eine viertel Stunde bis 20 Minuten. Möchte man sich den Weg sparen, kann man auch direkt auf Höhe des Beobachtunsturms parken.
Vom Beobachtungsturm aus hat meinen einen schönen Blick über den See und auf die angrenzenden Schilfflächen.
Beobachtungsturm bei Aidenried am Ammersee
Hat man sich hier in aller Ruhe umgesehen, kann man auf dem gleichen Weg zurück zum Parkplatz gehen und von dort aus in wenigen Minuten zum nächsten Ausgangspunkt für eine Beobachtungstour fahren. Man folgt der Straße weiter in Richtung Süden und biegt im Ort "Fischen" nach rechts in Richtung "Dießen" ab. Nach etwa 750 Metern befindet sich ein Parkplatz auf der linken Seite. Von hier aus führt ein Dammweg auf beiden Seiten der Ammer zum Ammersee und einem Binnensee, der für Vogelbeobachter sehr interessant ist.
(Weißstorch)
Schon auf dem Parkplatz bekommt man manchmal die ersten gefiederten Zeitgenossen zu Gesicht. Der Parkplatz liegt zwischen Wiesen und Feldern, auf denen sich so mancher Vogel gerne aufhält. Hier kann man neben Gänsen, Krähen, Dohlen und Reihern manchmal Weißstörche sehen. Sie spazieren nicht selten direkt vor den parkenden Autos herum, so daß man sie aus nächster Nähe in Augenschein nehmen kann.
Den Binnensee erreicht man, wenn man dem Dammweg auf der linken Seite der Ammer folgt. Man sollte auf dem Weg auf jeden Fall die Wiesen, Bäume und Sträucher entlang des Dammwegs im Auge behalten, denn diese halten so manche Überraschung parat.
Gleich wenige Meter nach dem Parkplatz findet man einige hohe Baumstämme, die sich für Greifvögel gut als Ansitz eignen. Hier konnte ich einen Mäusebussard beobachten, der sich sogar wenig scheu zeigte. Andere Greifvogelarten lassen sich in der Gegend natürlich auch sehen. So zum Beispiel Turmfalken, Wanderfalken sowie Schwarz- und Rotmilane im Sommer.
Läuft man den Dammweg entlang, passiert man große Schilfflächen, auf die man immer wieder einen schönen Blick hat.
Im Frühjahr und Sommer dienen die weiten Wiesen- und Schilfflächen am Ammersee als Brutgebiete für verschiedene Vogelarten.
Das Ammerseegebiet ist eines der wichtigsten Brutgebiete für den Schilfrohrsänger in Bayern. Auch Braunkehlchen und Wiesenpieper brüten im Ammerseegebiet, ebenso der Große Brachvogel und in einzelnen Jahren sogar der Wachtelkönig.
Insgesamt wurden 135 Brutvogelarten im gesamten Naturschutzgebiet Ammersee-Süd verzeichnet. Nirgendwo sonst in Bayern wurden mehr Brutvogelarten gezählt.
Brutfloß für Flußseeschwalben am Ammersee
Nach etwa einer viertel Stunde Fußweg auf dem Damm erreicht man schließlich den Binnensee. Hier wurde 1991 ein Brutfloß aufgestellt, das von Möwen und Flußseeschwalben genutzt wird. Flußseeschwalben sind in Bayern sehr seltene Brutvögel.
Leider brüten Flußseeschwalben hier nicht erfolgreich. Man geht davon aus, daß Beutegreifer wie Habicht oder Wanderfalke der Grund dafür sind.
Im Jahr 2022 hat die Brutsaison zunächst zwar sehr hoffnungsvoll begonnen, denn 43 Flußseeschwalben-Paare wurden dort gezählt. Leider war am Ende der Brutsaison aber trotzdem kein Bruterfolg zu verzeichnen. Es sind nur einzelne Jungvögel geschlüpft und konnten wohl nicht lange überleben.
Andere Vogelarten brüten dagegen sehr erfolgreich am kleinen Binnensee und im gesamten Ammerseegebiet, so daß man im Frühjahr und Sommer so manche Vogelkinder zu Gesicht bekommt. So zum Beispiel Höckerschwäne, Blässhühner, Gänsesäger, Haubentaucher und verschiedene Entenarten.
(Reiherentenküken)
Auch zu den Vogelzugzeiten ist der Binnensee für Vogelbeobachter besonders interessant. Er dient als Rastplatz für viele Zugvögel, darunter zum Beispiel der Große Brachvogel, der Flußuferläufer und der Weißstorch. Graureiher und Silberreiher lassen sich am Binnensee ebenfalls sehen.
Im Winter ist der Binnensee bei niedrigen Temperaturen allerdings nicht besonders interessant. Der Ammersee selbst friert im Winter nur selten zu, der Binnensee dagegen schon. Daher ist im Winter oft der Weg zum See interessanter als der See selbst. Auf den Bäumen entlang des Dammwegs kann man häufig Buntspechte, Kohlmeisen, Zaunkönige und Eicheläher sehen. Bei zugefrorener Wasserfläche sieht man manchmal einige Reiher, Schwäne oder Enten auf dem Eis.
Auf dem gleichen Weg geht es am Ende zurück zum Parkplatz. Möchte man die Vogelbeobachtungstour noch weiter ausdehnen, kann man auf der anderen Seite der Ammer den Dammweg entlang gehen. Auch hier findet man in der Umgebung viele Vögel auf den Wiesen und in den Bäumen entlang des Wegs. So lassen sich jahreszeitenabhängig beispielsweise Fasane, Graureiher, Saatkrähen, Dohlen, Kleiber, Garten- oder Waldbaumläufer, Sumpfmeisen, Schwanzmeisen, Kohlmeisen, Blaumeisen, Zaunkönig, Goldhähnchen, Buchfinken, Rotkehlchen, Singdrosseln und Misteldrosseln sehen.
Nach etwa einer viertel Stunde erreicht man die Seefläche, die sich auf der rechten Seite einsehen lässt. Hier findet man wieder die interessantesten Wasservögel und auch Reiher sind hier manchmal zu beobachten. Auf dem Wasser findet man im Winter zum Beispiel Schnatterente, Reiherente, Tafelente, Stockente, Löffelente, Schellente, Gänsesäger und Haubentaucher.
Außerdem kann man mit etwas Glück einen Zwergtaucher sichten, der allerdings wegen seiner Größe recht leicht übersehen werden kann. Manchmal wird der kleine Vogel auch mit Kücken anderer Wasservogelarten verwechselt. Der Zwergtaucher wird nur um die 25 cm groß, so daß er zwischen den anderen Vögeln oft nicht auffällt. Im Sommer leben Zwergtaucher noch dazu sehr zurückgezogen und sind dann recht scheu.
Der Zwergtaucher ist während der Brutzeit ein relativ scheuer Vogel, der sich gerne in der Ufervegetation versteckt.
Zur Brutzeit hält er sich hauptsächlich an kleineren stehenden und nährstoffreichen, aber klaren Gewässern auf.
Wer noch nicht genug Vögel gesehen hat, kann noch zu einem weiteren Beobachtungsturm aufbrechen, der sich in Dießen befindet. Bis dort hin sind es vom Dammparkplatz aus nur wenige Autominuten. Parken kann man problemlos am Ende der Jahnstraße in Dießen. Von dort läuft man über einen Holzsteg zum Beobachtungsturm.
Beobachtungsturm Dießen am Ammersee
Der Weg vom Parkplatz zum Turm ist sehr kurz, allerdings kann er vor allem im Frühjahr und Sommer wirklich sehr interessant sein. Eine kleine Brücke führt über einen Bach und schon hier sind oft viele verschiedenen Vogelarten zu finden. Sind viele Besucher unterwegs ist das natürlich zum Nachteil des Vogelbeobachters.
(Höckerschwan)
Deshalb ist ein Besuch früh Morgens unter der Woche ratsam. Ist kein Mensch in Sicht und verhält man sich ganz still, kann man wirklich schöne Beobachtungen machen. Nach dem kleinen Bach geht man über den Holzsteg bis zum Turm. Vor allem die Schilfflächen und die angrenzende Wiese sind an dieser Stelle interessant.
Man hat vom Beobachtungsturm aus einen Schönen Blick auf den See und einen sehr guten Blick auf die Schilfflächen. Im Sommer kann man hier mit etwas Glück Rohrammern und Schilfrohrsänger beobachten. Weitere interessante Brutvogelarten am Ammersee sind zum Beispiel Braunkehlchen, Schwarzkehlchen und das hübsche Blaukehlchen.
Folgende Vogelarten konnte ich bisher am Ammersee beobachten:
Vögel am Ammersee
Eisvogel, Prachttaucher, Singschwan, Samtente, Zwergsäger, Zwergtaucher, Gänsesäger, Haubentaucher, Kolbenente, Schellente, Tafelente, Stockente, Reiherente, Krickente, Bergente, Spießente, Kormoran, Höckerschwan, Blässhuhn, Kanadagans, Nilgans, Rostgans, Graugans, Brandgans, Schilfrohrsänger, Blaukehlchen, Steinschmätzer, Bachstelze, Gebirgsstelze, Wiesenpieper, Goldammer, Rabenkrähe, Buchfink, Stieglitz, Elster, Saatkrähe, Rotkehlchen, Amsel, Star, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Garten- oder Waldbaumläufer, Zaunkönig, Kleiber, Blaumeise, Sumpfmeise, Schwanzmeise, Kohlmeise, Grünfink, Eichelhäher, Rohrammer, Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke, Wintergoldhähnchen, Zilpzalp, Singdrossel, Wacholderdrossel, Misteldrossel, Buntspecht, Lachmöwe, Silbermöwe, Weißstorch, Graureiher, Silberreiher, Flußseeschwalbe, Raubseeschwalbe, Mäusebussard, Turmfalke, Rotmilan, Habicht, Rohrweihe, Fasan, Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Grünschenkel, Alpenstrandläufer, Bruchwasserläufer, Flußuferläufer, Flußregenpfeifer
Weitere Gebiete zur Vogelbeobachtung in Bayern findet ihr hier:
Vogelbeobachtungsgebiete Bayern
Hinweis:
Aufgrund großer Distanzen, wegen schlechten Lichtverhältnissen oder um die Störung der Vögel zu vermeiden, kann nicht jede Beobachtung fotografisch dokomentiert werden. Deshalb sind manche Bilder exemplarisch zur Veranschaulichung der Vogelart gedacht und nicht immer am jeweiligen Ort entstanden.