Vogelbeobachtung Dänemark
Die dänische Insel Römö liegt nur etwa 50 Kilometer von der Deutsch-Dänischen Grenze enfernt im Wattenmeer und ist vor allem während der warmen Jahreszeit ein beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel. Die Insel ist mit ihren 16,8 Kilometern Länge und 5,7 Kilometern Breite nicht besonders groß und alle Entfernungen sind somit sehr überschaubar.
Man muß die Insel nicht mit der Fähre anfahren, denn ein etwa 9,2 Kilometer langer künstlich angelegter Damm verbindet das Festland mit Römö. Es gibt auf beiden Seiten der Fahrbahn auch jeweils eine Spur für Fahrradfahrer.
Schon bei der Überfahrt kann man erahnen, wie viele Vögel man auf der Insel und in der Umgebung finden kann, denn entlang des Damms wimmelt es zwischen Ebbe und Flut nur so von Federtieren, die im Wattenmeer und auf den angrenzenden Wiesen nach Nahrung suchen.
Mir wären bei der Überfahrt fast die Augen aus dem Kopf gefallen, denn so viele Kiebitze, Austernfischer, Große Brachvögel und Uferschnepfen auf einem Fleck hatte ich vorher noch nie gesehen. So hatte ich also meinen ersten Beobachtungs-Spot gefunden und war schon jetzt sehr begeistert von der Vogelwelt auf Römö.
Entlang des Damms gibt es einige Parkmöglichkeiten. Geht man von einem der Parkplätze nach unten ans Wasser und bleibt dort einfach ruhig sitzen, kommen die Vögel sehr nah heran. Man muß den Gezeitenkalender ein bisschen studieren, denn bei Hochwasser liegen die Wattflächen am Damm natürlich nicht frei, so daß die Vögel eher auf den Wiesen zu finden sind.
Der Zeitabstand zwischen Ebbe und Flut beträgt etwas mehr als sechs Stunden. Ich setzte mich also bei Niedrigwasser (also etwa drei Stunden vor dem nächsten Hochwasser) an den Damm und wartete auf die Flut. Je weiter das Wasser auflief, um so näher kamen die Vögel.
Aber nicht nur die Vogelwelt auf Römö ist etwas ganz Besonderes. Auch die Strände der Insel sind wirklich unglaublich schön und wirklich sehenswert. Jedes Jahr wächst der Sandstrand von Römo durch Anspülung von Sand zwei bis drei Meter. Bei Lakolk ist der Strand etwa einen ganzen Kilomter breit und darf mit dem eigenen Auto befahren werden.
(Strand bei Lakolk Römö)
So kam es, daß ich gleich am ersten Urlaubstag eine Strandwanderung am Sonderstrand im Süden der Insel unternommen habe.
Das Wetter war an diesem Tag im März sehr schön, so daß ich mich auf die Suche nach Federtieren machte.
Ich wählte den März als Reisemonat, weil während der Vogelzugzeiten viele interessante Vogelarten am Wattenmeer zu finden sind und zum anderen noch allerlei Wintergäste vor ihrer Abreise in die Brutgebiete vorkommen. So hatte ich die fixe Idee einmal eine Schneeammer zu sehen, was auch der eigentliche Grund für die Reise nach Römö war.
Schneeammern kommen nur als Wintergäste in Süd-Dänemark vor, denn sie brüten weiter im Norden. Ihre Brutgebiete liegen im Fjell und in der Tundra Skandinaviens und Schottlands. In Island sowie im mittleren Norwegen sind Schneeammern das ganze Jahr über zu Hause.
Natürlich war ich darauf vorbereitet, dieses hübsche Vögelchen nicht sofort zu finden. Sich auf einen bestimmte Vogelart zu fixieren, ist meistens sowieso keine sonderlich gute Idee.
Aber der Sonderstrand von Römö stellte sich als genau der richtige Ort für meine Wünsche heraus. Denn nach einer viertel Stunde Gehzeit in Richtung Süden am Strand entlang hüpfte mir plötzlich ein kleines Vögelchen vor die Füße, das sich noch dazu wenig scheu zeigte. Ich konnte mein Glück kaum fassen, denn es handelte sich tatsächlich um eine Schneeammer!
Ich verbrachte viel Zeit mit dem kleinen Vogel und freute mich unglaublich über diese schöne Begegnung schon am ersten Tag auf der Insel.
Bei mir in Bayern gibt es keine Möglichkeit, eine Schneeammer zu Gesicht zu bekommen, denn man findet sie bei uns in Deutschland nur im Norden.
Als ich mich schließlich schweren Herzens von der Schneeammer trennen konnte, fiel mir plötzlich der laute Gesang der Feldlerchen auf, die überall um mich herum ihre Lieder in die Luft schmetterten.
Oft sieht man die Vögel erst nicht, sondern hört sie nur am Himmel singen. Sucht man den Himmel nach den Lerchen ab, findet man sie oft nur als kleinen Punkt weit oben schweben. Sind sie gelandet, kann man sie wegen ihrer guten Tarnung nur schwer in ihrer Umgebung ausfindig machen. Manchmal sitzen sie auch auf Zaunpfählen, auf denen man sie noch am ehestens sichten kann.
Auch Wiesenpieper und Rohrammern ließen sich auf den Zaunpfählen immer wieder sehen. Ich lief weiter in Richtung Süden, bis ich zum Außendeich gelangte und spazierte darauf bis zum Hafen von Havneby. Unterwegs begegnetn mir Lachmöwen, Sturmmöwen und Silbermöwen, die man zu dieser Zeit parktisch überall auf der Insel finden konnte.
Auf dem Rückweg wählte ich einen Weg an der Wasserkante entlang, um zu sehen welche Watvögel sich bei auflaufender Flut einfinden werden.
Die Anzahl der verschiedenen Arten war wirklich unglaublich. Leider waren die Vögel von meinem Standpunkt aus relativ weit weg, so daß ich nicht alle Arten mit Sicherheit bestimmen konnte. Sicher dabei waren Große Brachvögel, Uferschnepfen, Pfuhlschnepfen, Alpenstrandläufer, Knuttstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Austernfischer, Rotschenkel und Säbelschnäbler.
Leider schlug das Wetter überraschend um und starker Wind erschwerte mir meine Beobachtungen. Als es schließlich anfing sintflutartig zu regnen, marschierte ich notgedrungen schnell zurück zum Auto und beendete meine erste Vogeltour auf Römö ziemlich nass aber happy.
Der nächste Tag startete nicht besonders vielversprechend. Das Wetter war fürchterlich, es regnete wie aus Kübeln. Für diesen Tag war ich für eine Vogelbeobachtungstour mit einer einheimischen Vogelkundlerin verabredet. Ich hatte schon überlegt, das Vorhaben wegen dem starken Regen abzusagen, habe es dann aber nicht getan. Und das war auch gut so, denn die Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt :)
Die Vogelkundlerin Marit Beckmann zeigte mir viele Beobachtungs-Spots, die ich später einmal wieder besuchen werde.
Ein ganz besonders schöner Spot, den wir an diesem Tag ansteuerten ist der Beltringharder Koog. Leider befindet sich dieses Beoabachtungsgebiet etwa 100 Kilometer von Römö entfernt, was uns aber nicht weiter störte.
Der Beltringharder Koog ist eine ehemalige Nordstrander Bucht, die 1987 eingedeicht wurde. Heute ist es ein ca. 35 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet. Zur Vogelbeobachtung stehen Beobachtungshütten zur Verfügung, die allerdings am Tag unseres Besuchs nur wenig zu bieten hatten, weil das Wasser in den Becken vor den Vogelbeobachtunshütten sehr hoch stand. So fanden wir hier nur wenige Wasservögel wie Brandgänse, Löffelenten und eine einzelne Graugans vor.
Ich war schon vor einigen Jahren hier und hatte mehr Glück, denn ich konnte damals aus den Beobachtungshütten heraus viele verschiedene Limikolenarten wie z.B. Alpenstrandläufer, Rotschenkel und Kiebitzregenpfeifer beobachten.
Weil das Wetter zunehmend schlechter wurde, entschieden wir uns im Auto zu bleiben und aus dem Fenster nach Vögeln Ausschau zu halten. Der Vorteil des schlechten Wetters war natürlich, daß wir quasi allein waren und nicht viel Verkehr auf der Straße herrschte. So konnten wir ohne weiteres mit dem Auto stehen bleiben und einige Fotos machen. Manche Vögel, vor allem Kiebitze und Uferschnepfen, saßen direkt auf der Straße oder nah am Straßenrand.
Zu sehen waren auch Silberreiher, Graureiher, Rotschenkel, Kampfläufer, Sandregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Regenbrachvögel und Bekassinen. Die häufigsten Vögel waren an diesem Tag Kiebitze, Uferschnepfen, große Brachvögel und Austernfischer. So war die Tour trotz des schlechten Wetters ein voller Erfolg.
Falls Ihr auch Interesse an einer Vogeltour mit Marit Beckmann habt, könnt ihr euch auf ihrer Webseite einmal umsehen: https://birdwatching.dk.
Auch der Tag nach dem Ausflug in den Beltringharder Koog war wieder nass und noch dazu sehr windig. Trotzdem wollte ich natürlich weiterhin nach Vögeln auf Römö suchen und hatte die Schnapsidee einen Spaziergang entlang der Ostküste von Römö bei Juvre zu machen. Ich steuerte also einen Parkplatz an, den man erreicht, wenn man dem Juvrevej von Süden nach Norden folgt und direkt nach dem Walknochenzaun nach rechts abbiegt. Man erreicht den Parkplatz nur über eine Schotterpiste, die man langsam befahren sollte. Links und rechts der Piste war allerhand geboten. Wiesenpieper, Feldlerchen, Rotdrosseln, Stare, Bluthänflinge, Rohrammern und sogar ein Schwarzkehlchen ließen sich hier sehen.
Am Parkplatz angekommen bestaunte ich weiterhin die vielen Vögel, die in dieser Gegend unterwegs waren, aber kaum aus dem Auto ausgestiegen musste ich einsehen, daß eine Vogelbeobachtungstour außerhalb des PKW wohl eher ausfallen wird. Ich hoffte also auf besseres Wetter am nächsten Tag...
(Blick vom Römö Damm)
Und tatsächlich kam die Sonne endlich wieder zum Vorschein :)
Schon beim Frühstück konnte ich im Garten unserer Ferienunterkunft einen Zaunkönig und ein Rotkehlchen beobachten, die wohl in den Hecken des Gartens zu Hause waren. Sie wuselten im Gesträuch herum und bemerkten mich als Beobachter nicht. So fing der Tag schonmal gut an.
Nach dem Frühstück machte ich mich dann auf und fuhr ein zweites mal nach Juvre um das Schwarzkehlchen noch einmal zu sehen. Leider war hier bei dem schönen Wetter sehr viel Verkehr und es waren schon viele Spaziergänger unterwegs, so daß sich das niedliche Vögelchen leider nicht mehr blicken ließ. So hat alles Vor- und Nachteile.
Am Parkplatz angekommen und ausgestiegen wanderte ich zuerst einmal Richtung Außendeich. Weit musste ich garnicht gehen bis ich die ersten Vögel sichten konnte.
Wieder waren hier unzählige Feldlerchen, Wiesenpieper, Bluthänflinge, Stare und einige Rotdrosseln in den Wiesen unterwegs. Hinter dem Deich findet man eine Bank, die ich direkt als Aussichtspunkt nutzte. Ich stellte das Stativ samt Kamera auf und blieb einige Zeit hier sitzen. Schon nach kurzer Zeit tauchten am Himmel große Schwärme Gänse auf, die an mir vorbeizogen. Allerlei Möwen kamen ebenfalls vorbei und lauthals quäkende Kiebitze flitzten durch die Luft.
Kiebitze sind mit ihrem schillernden Gefieder ziemlich auffällige und schöne Vögel. Außerdem klingen sie wie Vögel aus einem Cartoon, weshalb es immer besonders lustig ist ihnen zuzuhören und sie bei ihren spektakulären Balzflügen zu beobachten. Sie fliegen steil in den Himmel und lassen sich dann aus großer Höhe fallen. Kurz vor dem Boden steigen sie wieder auf und das Ganze kann auch gut und gerne viele male wiederholt werden.
Nach einiger Zeit marschierte ich dann los und lief fast zwei Stunden an der Küste entlang. An diesem Tag konnte ich so manche schöne Beoabchtung machen. Viele Singvögel waren unterwegs und Limikolen wie Austernfischer, Rotschenkel und Kiebitze waren fast allgegenwärtig. Silberreiher und Graureiher waren an diesem Tag ebenfalls viele zu sehen. Beide Reiherarten kommen auch in meiner Heimat Bayern häufig vor. Sie wirken sehr elegant und strahlen eine gewisse Ruhe aus, die mich immer wieder fasziniert.
So verging die Urlaubswoche wie im Flug und am letzen Tag wollte ich gerne noch einen der "höchsten Berge" Römös besuchen und mich auf der Heide der Umgebung etwas umsehen. Die drei höchsten Erhebungen auf der Insel sind der Spidsbjerg, der Stageberg und der Höstbjerg (18m). Ich entschied mich für den Höstbjerg und wanderte einige Zeit in der Umgebung herum. Die Vogelwelt hielt hier keine besonderen Überraschungen für mich parat. Ich gehe davon aus, daß einige Wochen später im Jahr deutlich mehr Vögel in der Heidelandschaft unterwegs sein werden, doch an diesem Tag im März konnte ich lediglich einige Bluthänflinge, Blaumeisen und Rabenrkrähen sichten. Trotzdem war der Ausflug sehr schön, denn nicht nur die Vogelwelt auf Römö ist interessant, auch die Landschaft hat mir sehr gut gefallen.
Natürlich konnte ich den letzten Urlaubstag nicht ohne eine Vogelbeobachtungstour vergehen lassen, also führte mich am Nachmittag mein Weg schließlich noch zu einem letzten Bachtungs-Spot der Insel.
Ich irrte zuerst etwas in der Gegend herum und ich bin mir nicht sicher ob mein Anfahrtsweg optimal war oder ob man von einer anderen Stelle aus vielleicht besser dort hin gelangen kann.
Der Spot ist eine Art Lagune nordwestlich des Marina Christin Krog. Schaut man sich die Karte von Römö z.B. auf Google Maps an, erkennt man die Stelle recht schön. Sie sieht auf der Karte aus wie ein umgekehrtes "S".
Ich kam über den Stagebjergvej in Richtung Westen und erreichte dort den Rimmevej, dem ich nach rechts folgte. Man muß allerdings wissen, daß die Straßen hier nicht befestigt sind. Es handelt sich um Schotterpisten, die man wohl am besten mit dem Fahrrad oder einem Geländewagen befährt.
Kurze Zeit nach dem Abbiegen erreicht man ein "Durchfahrt-verboten-Schild", wo ich mein Auto stehen ließ und mich zu Fuß durch mehrere Gatter in Richtung Dünen und Strand weiterkämpfte. Ich folgte einfach den lustigen Rufen der Kiebitze, die ich in einiger Entfernung gut hören konnte.
Schon als ich über den ersten Dünengürtel guckte, konnte ich eine Unmenge an Vögeln sehen. Zwei Wasserbecken lagen links und rechts des Pfads, in denen es nur so wimmelte. Hier flitzten die balzende Kiebitze über das Wasser, Gänse und Enten waren zu sehen und einige Kampfläufer suchten nach Essbarem im Wasser oder saßen in den angrenzenden Wiesen.
Der Nachmittag war schon vortgeschritten und ich wollte unbedingt noch die besagte "Lagune" erreichen, so daß ich mich schon bald trotz der vielen Vögel auf den weiteren Weg machen musste.
Hinter der letzten Düne erreichte ich schließlich einen Pfad, der nach rechts in Richtung Norden an den Dünen entlang führte und mich bis zum Ziel brachte.
Als ich dort ankam, bereute ich sofort, so spät am Tag unterwegs zu sein. Hier hätte ich gut und gerne einen ganzen Tag verbringen können. Ein Meer aus Strandläufern war hier zu sehen, alle eifrig damit beschäftigt, nach Nahrung im Schlick zu suchen. Hunderte von Alpenstrandläufern und Sanderlingen waren zu beobachten.
Beide Vogelarten sind nicht besonders scheu, so daß sie sich nicht stören lassen, wenn man sich ganz langsam nähert. Am besten setzt man sich einfach an den Rand des Wassers und wartet, bis die kleinen Vögelchen vorbeiwandern.
So endete also eine schöne Urlaubswoche auf der Insel Römö mit vielen schönen Erinnerungen und einigen Fotos im Gepäck. Ich werde mit Sicherheit wieder hier her kommen um zu sehen welche Vögel mir dann begegnen werden.
Folgende Vogelarten konnte ich bisher auf Römö und Umgebung beobachten:
Vögel auf Römö
Schneeammer, Rohrammer, Grauammer, Feldlerche, Wiesenpieper, Rotdrossel, Rotkehlchen, Zaunkönig, Zilpzalp, Fitis, Buchfink, Blaumeise, Kohlmeise, Amsel, Bluthänfling, Star, Mehlschwalbe, Rabenkrähe, Saatkrähe, Dohle, Elster, Sturmmöwe, Silbermöwe, Heringsmöwe, Lachmöwe, Mäusebussard, Turmfalke, Seeadler, Fasan, Alpenstrandläufer, Sanderling, Austernfischer, Knuttstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Rotschenkel, Grünschenkel, Kiebitz, Sandregenpfeifer, Kampfläufer, Uferschnepfe, Pfuhlschnepfe, Großer Brachvogel, Regenbrachvogel, Säbelschnäbler, Bekassine, Zwergsäger, Haubentaucher, Brandgans, Ringelgans, Blässgans, Graugans, Weißwangengans, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Stockente, Reiherente, Silberreiher, Graureiher
Hinweis:
Aufgrund großer Distanzen, wegen schlechten Lichtverhältnissen oder um die Störung der Vögel zu vermeiden, kann nicht jede Beobachtung fotografisch dokomentiert werden. Deshalb sind manche Bilder exemplarisch zur Veranschaulichung der Vogelart gedacht und nicht immer am jeweiligen Ort entstanden.
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Vögel Römö