One day in (Birds-)Paradise
Nun war ich ja doch schon seit längerer Zeit in der Vogelwelt unterwegs und stellte eines Tages beim Durchlesen eines Artikels über Meisen fest, daß ich noch nicht alle heimischen "Echten Meisenarten" auf einem Foto verewigen konnte. Blaumeise, Kohlmeise, Haubenmeise, Sumpfmeise und Weidenmeise waren mir schon vor die Kamera geflattert, die Tannemeise konnte ich aber leider bisher nur aus großer Enfernung sichten.
So machte ich mich Anfang des Jahres 2024 auf, um die Vögelchen zu suchen. Ich lief stundenlang samt Kameraausrüstung in den bayrischen Wäldern rund um München herum und hatte herzlich wenig Erfolg bei meinem Unternehmen. Also musste Plan-B greifen und ich machte mich auf die Suche nach einer Ansitzhütte an einer Winterfutterstelle, wo man Meisen ja am ehestens finden kann.
Beim Durchforsten des Internet stieß ich schließlich auf die Webseite des
Birdsparadise im Gleißental. Die Betreiber des Birdsparadise haben in der Nähe des Deininger Weihers eine Ansitzhütte eingerichtet, die man über die Webseite https://www.birdsparadise.bayern zur Vogelbeobachtung oder Vogelfotografie buchen kann.
Wenige Tage nach der Kontaktaufnahme befand ich mich früh morgens auch schon inmitten von Futterhäuschen, Meisenknödeln und Wasserstellen. Ich richtete mich in der Hütte ein und hatte schon die Ahnung, daß der Tag vielversprechend werden könnte. Allerlei kleine Federtiere, unter anderem auch mehrere Tannenmeisen, wuselten schon bei meiner Ankunft um mich herum und einige Buntspechte beäugten mich etwas skeptisch.
Kaum in der Hütte eingezogen, kamen auch schon die ersten Kandidaten in Fotoreichweite. Allerdings waren die Vögel deutlich schneller als ich, denn ich brauchte einige Zeit, um mich zu orientieren. Das Angebot an Möglichkeiten, die Vögel abzulichten, sind sehr vielfältig und über das ganze Grundstück verteilt. Ich entschied mich zunächst, eine der Futterstellen im Auge zu behalten und mich später den Wasserstellen zu widmen, da diese am frühen Morgen an diesem Januartag noch zugefroren waren.
Die Futterstellen waren ziemlich stark frequentiert und so war ich zuerst damit beschäftigt, die flinken Tierchen zu beobachten, um herauszufinden, welche sie gerne anfliegen. Die Vögel kamen in so großer Zahl, daß ich mich kaum für ein Motiv entscheiden konnte. Ich versuchte zunächst, ein Gimpelpärchen auf einem Foto zu verewigen, hatte damit allerdings wenig Erfolg. Da mein heutiges Ziel aber sowieso darin bestand, eine Tannenmeise zu fotografieren, entschied ich, mich erst einmal auf sie zu konzentrieren. In so kurzer Zeit so viele Tannenmeisen auf einmal zu sehen, hatte ich natürlich nicht erwartet und das war für mich gleich am Anfang des Tages ein Highlight.
Allerdings entschieden die Tannenmeisen, sich nicht gerne beim Essen fotografiern zu lassen und waren an den Futterhäuschen einfach zu quirlig für mein etwas träges Reaktionsvermögen am Morgen. Sie kamen aber schon nach recht kurzer Zeit an das Wasserbecken geflogen, das auf Augenhöhe frontal und in kurzer Distanz vor der Ansitzhütte aufgebaut ist, und zeigten sich hier sehr entspannt.
Das Eis im Becken taute langsam auf und der Badespaß konnte beginnen...
Kaum waren die ersten Badegäste angekommen, flogen auch schon weitere Interessenten zur Morgengefiederpflege ein. So wechselten sich in kürzester Zeit Tannenmeisen, Kohlmeisen und Blaumeisen beim Baden ab.
Hinter dem Badebecken huschte ein Wintergoldhähnchen in den Ästen herum und eine einzelne Schwanzmeise schien kurzes Interesse an einem Meisenknödel zu haben, überlegte es sich allerdings schnell anders und verschwand auf Nimmerwiedersehen als ein krächzender Eichelhäher angeflogen kam. Dieser verscheuchte durch sein Geschrei alle anderen Vögel. Er landete am Wasserbecken und guckte einige Zeit in der Gegend herum. Interesse an einem Bad hatte er bedauerlicherweise nicht. Kurze Zeit später
machte er sich auch schonwieder davon und ließ sich bis zum späten Nachmittag nicht mehr sehen.
Nachdem der Eichelhäher verschwunden war, herrschte erstmal Stille und niemand ließ sich mehr blicken. Ich hörte allerdings links neben mir einen Zaunkönig schnacken (zumindest vermutete ich, es könnte ein Zaunkönig sein). Von meiner Position aus war er allerdings nicht zu sehen. So beschloss ich, die Tür der Hütte einen Spalt weit zu öffnen, um in besagter Richtung nach dem Zaunkönig Ausschau zu halten. Wie erwartet, war natürlich nichts zu sehen, denn so eine Tür macht naturgemäß nun doch einige Geräusche beim Öffnen, so daß der Kandidat wohl das Weite suchte. So hockte ich mich also an den Eingang der Hütte und versuchte, mich möglichst unauffällig zu verhalten. Und tatsächlich kam der Zaunkönig nur kurze Zeit später aus seinem Unterschlupf zum Vorschein.
Meine Position erwies sich auch sonst als sehr vorteilhaft, denn eine sehr entspannte Haubenmeise hielt sich direkt vor der Hütte am Boden auf und beäugte mich eher uninteressiert. Das Desinteresse war sehr einseitig, denn ich für meinen Teil freute mich sehr, die kleine Haubenmeise so nah bei mir sitzen zu sehen.
Sie saß in der Sonne und schien das richtig zu genießen. Zeitweise fielen ihr die Äuglein zu, aber nach einiger Zeit entschied sie sich, ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Sie wählte für ihr Bad nicht das große Wasserbecken, in dem zuvor die anderen Meisen palntschten, was in diesem Fall von Vorteil war. Die besagte Wasserstelle befand sich schließlich direkt vor meinen Füßen.
Weitere Besucher dieser Wasserstelle waren Buchfinken, Sumpfmeisen, Tannenmeisen, Kohlmeisen, Amseln und ein Rotkehlchen. Nach etwa einer Stunde war meine seltsame Sitzposition allerdings etwas unbequem geworden, so daß ich wieder in die Hütte zur ursprünglichen Sitzgelegenheit zurückkehrte. Kaum dort angekommen, platzierte sich eine hübsche Amseldame direkt vor mir und blieb dort erstmal sitzen, was natürlich fotografisch festgehalten werden musste.
Kaum war die Amsledame verschwunden, ging das Badevergnügen für eine sehr ehrgeizige Kohlmeise los. Ich amüsierte mich darüber, wie ausgiebig und unerschrocken sie in dem Wasserbecken herumplantschte, ohne sich von anderen vorbeikommenden Vögeln stören zu lassen.
Die ganze Prozedur dauerte mehrere Minuten, bis sie schließlich gut gereinigt einer Weidenmeise Platz machte. Diese schien kein Interesse an einem Bad zu haben, allerdings hatte sie offensichtlich Durst. Es war schön anzusehen, wie die kleine Meise zu Trinken anfing und auch danach noch einige Zeit einfach auszuruhen schien. Sie saß hier mehrere Minuten still, worüber ich mich sehr freute. So nah hatte ich eine Weidenmeise noch nie gesehen.
Irgendwann flatterte die Weidenmeise davon und so konzentrierte ich mich schließlich auf das Geschehen am Boden
unterhalb eines Baums, in dem die Buntspechte schon die ganze Zeit über ihr Unwesen trieben. Sie stritten ständig um die besten Plätze an den Futterstellen und machten zeitweise ziemlichen Radau.
Zuerst fielen mir einige Goldammern auf, die körnermampfend auf dem Waldboden herumhüpften. Man findet sie meistens nicht oben an den Futterhäuschen, denn sie fliegen diese nicht gerne an.
Die nächste sehr interessante Sichtung war ein Vogel, der zwar recht häufig vorkommt, den man allerdings durch seine gute Tarnung leicht übersehen kann. Es handelte sich um einen Waldbaumläufer, der mir bisher nur sehr selten begegnet war. Meistens laufen sie, wie der Name schon vermuten lässt, auf Bäumen herum. Dieses Exemplar saß allerdings an einer der Wasserstellen, so daß er mir auffiel.
Der nächste Bodenbesucher war ein Kleiber. Auch der Kleiber ist gerne auf Bäumen unterwegs. Er kann sogar kopfüber senkrecht an Baumstämmen nach unten laufen. In diesem Fall hatte er Interesse an den Körnern, die an den Futterstellen ausgelegt waren und kam deshalb in regelmäßigen Abständen von seinem Baum herunter.
So verging der Tag wie im Flug und die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen. Ich wollte schon zusammenpacken, als ich wieder den krächzenden Eichelhäher hörte und beschloß deshalb, dochnoch einige Zeit abzuwarten, ob er sich vielleicht noch einmal zeigen würde. Und tatsächlich kam er kurz nach seiner lautstarken Ankündigung auf einen Ast direkt vor der Hütte geflogen und posierte für ein Foto.
Er war diesmal sogar in Begleitung, denn auf dem Boden konnte ich einen zweiten Eichelhäher sichten. Dieser war etwas zurückhaltender und schien sich lieber im Hintergrund zu halten. So gibt es eben auch bei Vögeln unterschiedliche Charaktere...
Wegen der hübschen Federfrisur und dem eher zurückhaltenden Wesen, vermute ich, daß es sich um die Frau des vorwitzigen Eichelhähers handelte.
Ich kann mich natürlich auch täuschen. Vielleicht hat ja in dieser Beziehung die Frau die Hosen an, wer weiß das schon? Äußerlich unterscheiden sich Männchen und Weibchen dieser Vogelart nicht, so daß man nur Vermutungen anstellen kann.
Irgendwann war die Sonne dann ganz verschwunden und es wurde langsam dunkel. So musste ich mich nun doch von meinen Vögelchen trennen. Es war ein unglaublich schöner Tag im (Birds-)Paradise. Hier ist der Name wirklich Programm, sowohl für Birds als auch für Birder:)
Folgende Vogelarten konnte ich bisher am Birdsparadise Gleißental beobachten:
Vögel am Birdsparadise
Kohlmeise, Haubenmeise, Tannenmeise, Schwanzmeise,
Sumpfmeise,
Weidenmeise,
Zaunkönig, Rotkehlchen, Buchfink,
Kleiber,
Goldammer, Wintergoldhähnchen, Amsel,
Buntspecht, Waldbaumläufer, Gimpel, Star, Bergfink, Mönchsgrasmücke, Eichelhäher, Blaumeise, Singdrossel, Kernbeisser
(Kernbeisser)
Weiteres zur Vogelwelt am Birdsparadise findet ihr hier: BP - März 2024
Vogel Fotoansitz
Vogel Fotoansitz